


Herausgeber: Denzel, Markus A. / Häberlein, Mark / Hatzky, Christine / Nagel, Jürgen G.
Band 3,1, 2025, VI, 176 Seiten, 5 Abb., 7 Karten, Deutsch. Buch (Paperback), 17,00 x 24,00 cm, 450 g. Erschienen am 25.06.2025. Preis: 64,00 Eur (D) / 65,80 Euro (A), ISBN 978-3-447-18441-0, DOI Titel: 10.13173/GG.3.1
ISSN 2941-7562, eISSN 2941-7570, DOI Reihe: 10.13173/2941-7562
Editorial
Der Blick, den Globalhistorikerinnen und -historiker auf die Welt richten, geht häufig von einer europäischen Warte aus. Wie aber nimmt sich die Perspektive von einem Ort in Japan aus – einem Land, das seine Außenkontakte über Jahrhunderte hinweg bewusst minimierte? Folker Reichert und Yumiko Nishimoto kommen bei ihrem Streifzug durch die Geschichte Fukuokas und der Bucht von Hakata in dieser Hinsicht zu überraschenden Befunden, erwies sich die Bucht doch im Laufe der Geschichte immer wieder als Gateway zwischen Japan und der Welt. Unerwartet sind auch die Erkenntnisse, die Jörg Denzer zur Suche deutscher und spanischer Konquistadoren nach dem sagenumwobenen El Dorado in den 30er und 40er Jahren des 16. Jahrhunderts präsentiert, denn die vermeintliche Chimäre, der europäische Eroberer im tropischen Südamerika nachjagten, erweist sich im Lichte neuerer archäologischer Forschungen als Kern einer historischen Zivilisation im bis heute schwer zugänglichen Süden des heutigen Staates Kolumbien. Mit dem Columbian Exchange – dem durch die europäische ‚Entdeckung‘ Amerikas ausgelösten Transfer von Pflanzen, Tieren, Nahrungsmitteln und Mikroben in der atlantischen Welt – wendet sich Cristian Consuegra zwar einem bekannten Phänomen zu, untersucht dieses aber für eine bislang in dieser Hinsicht wenig beachtete Küstenregion Westafrikas. Seine Analyse von Reiseberichten lässt sowohl Kontinuitäten als auch Veränderungen der Ernährungs- und Speisegewohnheiten im Gebiet zwischen den Flüssen Senegal und Gambia erkennen. Rafael Torra setzt sich kritisch mit der Auffassung aus-einander, dass die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie (BAC) des späten 17. Jahrhunderts ein ‚deutsches‘ koloniales Projekt gewesen sei. Sowohl die Kapitalinvestitionen als auch das Personal waren seiner Analyse zufolge in so starkem Maße niederländisch geprägt, dass die BAC in erster Linie als Projekt von Niederländern betrachtet werden sollte, die mit der Entwicklung der Westindischen Compagnie unzufrieden waren und daher nach alternativen Anlage- und Beschäftigungsmöglichkeiten suchten. Mein eigener Beitrag zeichnet schließlich nach, welches Bild europäische Autoren des 18. Jahrhunderts von dem Quäker und Koloniegründer William Penn entwarfen. In ihren Schriften dominiert das Bild eines weisen Gesetzgebers und Vorkämpfers religiöser Toleranz, der in der Wildnis Nordamerikas die Grundlagen für ein harmonisches Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien und Glaubensgemeinschaften gelegt habe. Damit bedienten die Aufklärer letztlich ihre eigene Agenda: Ideale, die in Pennsylvania bereits verwirklicht worden waren, sollten nun auch in Europa praktisch realisiert werden.
München, im Januar 2025.
für die Herausgeber Mark Häberlein
Aus dem Inhalt (insgesamt 5 Beiträge):
Folker Reichert / Yumiko Nishimoto: Globalgeschichte in der Bucht von Hakata
Jörg Denzer: Finding El Dorado. Rekonstruktion der Suche nach der legendären Stadt (1532-1544), Lokalisierung und Einordnung als „agrarbasiertes Zentrum niedriger Dichte“ der Omagua-Kultur
Christian Consuegra: Eine begrenzte Atlantisierung. Nahrungsmittelproduktion und Ernährung in Senegambien im Spiegel europäischer Schriftquellen (15.-17. Jahrhundert)
Rafael Torra: Ein „deutsches Kolonialexperiment“? Die BAC und niederländische Einflüsse in den Westindienkompagnien des Alten Reichs
Mark Häberlein: Ein amerikanischer Lycurgus? William Penn und die europäische Aufklärung
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